Montag, 13. Oktober 2008

Polen ist ganz anders ...

... als ich erwartet hatte. Vermutlich beeinflusst von der Medienberichterstattung, hatte ich Polen gedanklich mit viel Grau, Düsterkeit und Tristesse in Verbindung gebracht. Ich bin froh, mich getäuscht zu haben: In Polen ist sehr viel Aufbruchstimmung spürbar; die Menschen, denen wir begegnet sind, haben durchwegs eine positive Einstellung und sind dabei, die Ärmel hochzukrempeln, um sich ihren Anteil an einem (zunächst wohl noch bescheidenen) Wohlstand zu erarbeiten.

Wir überflogen diese endlose Landschaft mit ihren Wäldern und Seen. Diese Weite! So viel Platz! Ich habe mich augenblicklich in dieses Land verliebt. Wäre ich jünger, würde ich vielleicht sogar ernsthaft erwägen, nach Polen auszuwandern. Irgendwie habe ich das Gefühl, dort wäre noch vieles möglich, das uns in unserer wohlstandssatten, überreglementierten Schweiz verwehrt ist. Das Leben scheint noch einfacher zu sein, noch mehr an Grundlegendem orientiert. Ich meine: Die Menschen dort haben nicht viel - aber sie machen etwas draus!
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Als wir am vergangenen Dienstag gegen Abend in Danzig landeten, mussten wir lachen. Vielleicht ist das ja ein wenig gemein, aber wir waren einfach nicht auf diesen winzigen Flughafen gefasst... Die fünfzig Meter (!) vom Flugzeug zum Gebäude legten wir im Bus zurück, Passkontrolle gab es überhaupt nicht. Nun, dann eben nicht! Wir nahmen ein Taxi und liessen uns zu unserem Hotel chauffieren.Das Hotel Dom Muzyka befindet sich in einem Flügel der Musik-Akademie; so waren wir fast rund um die Uhr von Musik umgeben, das war richtig schön! Wir richteten uns ein, und meine Tochter machte es sich erst einmal auf dem Bett bequem ;-)Mit dem Hotel hatten wir eine gute Wahl getroffen: Wir hatten ein schönes, grosses Zimmer mit Dusche und allen Schikanen. Am Mittwoch gingen wir zu Fuss ins Stadtzentrum und waren überwältigt von der Altstadt, den schönen, wieder aufgebauten Häusern ... selbst das Wetter hätte nicht besser sein können.Keine Ahnung, warum dieses Gebäude "Grünes Tor" heisst; es ist der Eingang zum Langen Markt.Der Lange Markt ist gesäumt von altehrwürdigen Häusern, die allerdings nicht alle so alt sind, wie sie aussehen. Nach dem II. Weltkrieg lag Danzigs Altstadt zu einem grossen Teil in Schutt und Asche; die Häuser wurden in Rekordzeit wieder aufgebaut.Vereinzelt erinnern noch Ruinen an die zerstörerischen Bombardierungen.Unweit des Langen Marktes steht die Marienkirche mit ihrer weltberühmten astronomischen Uhr. Als wir dort waren, stand sie zwar still - sie wird nur zu besonderen Gelegenheiten in Gang gesetzt -, aber sie war trotzdem imposant.Anders als manche katholischen Kirchen ist die Marienkirche unglaublich hell. So kann man die wunderschönen Sterngewölbe ungehindert bestaunen.Der Blick in den Altarraum und auf das kunstvolle Glasfenster gibt eine Ahnung von den Ausmassen dieser Kirche, die täglich nicht nur von Tourist/innen, sondern hauptsächlich von Gläubigen besucht wird.Am letzten Nachmittag vor unserer Abreise sind wir übrigens bei unserem letzten Besuch in der Marienkirche mitten in eine richtige Hochzeit geraten. Die Kirche war wunderschön geschmückt und es war geradezu ergreifend, die beiden jungen Menschen am Anfang ihres gemeinsamen Weges zu beobachten. Das war sogar fast ein bisschen rührend...

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Durch Danzig fliesst der Fluss Mottlawa, an dessen Ufer viele historische Gebäude stehen.
Die Uferpromenade führt zum Krantor, wo früher die Schiffe be- und entladen wurden. Vom gegenüberliegenden Ufer aus betrachtet, wird einem erst bewusst, wie riesig dieses Krantor ist.
In Danzig gibt es auch wunderschöne Alleen.Und wir sind natürlich auch etlichen Katzen begegnet. Hier ein besonders schmuckes Kätzchen, das aber nur dank seinem langhaarigen Fell so gross aussieht. Als ich es streichelte, spürte ich jeden Knochen ... und hätte das Tierchen am liebsten zum Aufpäppeln mit nach Hause genommen ...Ach ja, und dann noch das: Unterwegs in der Stadt - und ein dringendes Bedürfnis? In Danzig (und in Polen überhaupt, wie man mir erzählte) absolut kein Problem. In jedem Restaurant, in jedem Café und in jeder Bar dürfen auch Nicht-Gäste die Toalety benützen. Dies ist die Wanddekoration der Toalety im Restauracja Tawerna beim Langen Markt in Danzig. Und zwar in der Damen-Toilette!

3 Kommentare:

Strickstube hat gesagt…

Liebe Katarina
Schön, dass du uns an deinem Polen-Urlaub teilhaben lässt, herzlichen Dank für den *Reisebericht* und die tollen Fotos.

Ich wünschder en schönä Sunntig :-)

Liäbi Grüäss
Hilde

Nadia hat gesagt…

Hallo Katarina
ein interessanter und toll bebilderter Reisebericht! Ja, auch ich habe das Gefühl, dass es in der Schweiz ziemlich eng ist, in jeder Hinsicht - und wirtschaftlich fängts auch an zu bröckeln....;-)!
Liebe Grüsse
Nadia

Anonym hat gesagt…

Liebe Katharina,
ich war vor Jahren auch einmal in Danzig und war ebenfalls sehr angetan von der Stadt. Vielen Dank für Deinen Reisebericht!
Liebe Grüße aus Sachsen
Anke