Donnerstag, 19. August 2010

Erleichtert!

Heute war mein zweiter Nachsorge-Termin nach dem Abschluss aller Therapien, die dem Brustkrebs hoffentlich den Garaus gemacht haben. Ich bin sooo erleichtert: Alles im grünen Bereich, kein Anlass zur Beunruhigung! Nun habe ich wieder drei Monate Ruhe.

Schon vor der ersten Kontroll-Untersuchung im Mai war ich dermassen nervös, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte. Und dieses Mal war es auch nicht viel besser. Hm! Mir scheint, mit Vernunft und Logik allein komme ich diesem Problem nicht bei...

Es ist wirklich eine Herausforderung, mit dem Gefühl leben zu lernen, dass man dem eigenen Körper nicht mehr richtig trauen kann. Es gibt in gewisser Hinsicht einfach keine Sicherheit mehr.

Der Blick in die Zukunft ist manchmal beängstigend, meistens aber hoffnungsvoll. Nach Diagnose, OP und Chemo- sowie Strahlentherapie braucht es einfach Zeit, mit dem neuen Körper(-gefühl), meinem veränderten Aussehen und auch mit einigen revidierten Lebenseinstellungen wirklich vertraut zu werden - und nicht mehr bei fast jedem Wehwehchen gleich an Metastasen oder Rezidive zu denken.

Angst ist eine normale Reaktion auf das Trauma (Brust-)Krebs; darüber reden zu können, ist unerlässlich und hilft mir dabei, meine Befürchtungen auf "Lebensgrösse" zurechtzustutzen ;-) Damit meine ich nicht ein dumbes "das wird schon alles wieder gut!", sondern eine reflektierte Haltung - ich weiss zwar, was geschehen kann, lasse aber nicht zu, dass dieses Wissen mein ganzes Lebensgefühl beherrscht.

Das Leben an sich hat einen anderen Wert gewonnen; ich lerne Dinge zu schätzen, die ich "vorher" für selbstverständlich hielt, und gelange zur Einsicht, dass manches, worüber ich mich total aufregen konnte, den gefühls- und kräftemässigen Aufwand eigentlich nicht wert ist.

Wohl verstanden: Das sind Prozesse, der Weg aus der Angst gelingt nicht von heute auf morgen! Geduldig mit mir selbst zu sein und meine Liebsten um Geduld und Verständnis für die besondere Lebenssituation zu bitten, gehört dazu.

Mittwoch, 18. August 2010

Ingrids Jacke ... nachgestrickt

Ein halbes Jahr ist es her, seit ich mich in eine Jacke verliebte, die ich in Ingrids Blog entdeckt hatte. Flugs lud ich mir die Anleitung von Jeri Riggs (Ravelry-Download) herunter mit der Absicht, das schöne Teil irgendwann einmal auf die Nadeln zu nehmen.

Irgendwie kam die Sprache darauf, dass es doch noch schön wäre, diese Anleitung nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Deutsch anbieten zu können. Ich traute mir das durchaus zu und so anerbot ich mich, die Anleitung zu übersetzen. Um überprüfen zu können, ob die Anleitung auch wirklich "stimmt", sollte ich die Jacke parallel zum Übersetzen gleichzeitig stricken. Und dabei...

... ja, dabei habe ich doch als Spätfolge der Chemotherapie immer noch taube Hände! Betrachtet man die Fotos auf Ingrids Blog, leuchtet es bestimmt ein, dass diese Zopfmuster und gefühllose Fingerspitzen sich nicht unbedingt gut vertragen. Aber - der Herbst naht mit Riesenschritten, und so beschloss ich, es einfach zu wagen; macht ja nichts, wenn es etwas länger dauert!

Und ich muss schon sagen, das ist ein richtig spannendes Projekt! Ich stricke ein Stück, übersetze den entsprechenden Teil der Anleitung, stricke wieder ... es geht eigentlich gar nicht so schlecht, das Stricken macht Freude und die Übersetzung ist ein wenig tricky, vor allem, weil diese Art von Text nicht ganz einfach ins Deutsche zu übertragen ist. Aber ich bin ganz stolz, sowohl auf die Strickerei als auch darauf, dass die deutsche Anleitung wohl doch noch rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit zur Verfügung stehen wird! Ich stricke die Jacke in Schwarz (was sonst!), und das ist leider nicht so toll zu fotografieren. Aber ich hoffe doch, man kann etwas erkennen ;-) Die Jacke wird ja sozusagen "am Stück" gestrickt, von oben nach unten und ohne Nähte. Aber eben - und das ist der Clou daran! - nicht als Raglan, sondern mit eingesetzten resp. eingestrickten Ärmeln. Das obige Bild zeigt die Schulterpartie mit Kragen, Vorderteilen und Rückenteil, bevor seitlich die Maschen für die Ärmel aufgenommen werden. Auf obigem Bild liegen die Maschen für die Ärmel bereits auf Bambusnadeln, ab hier wird das ganze Stück mit einer langen Rundstricknadel in Hin- und Rückreihen gestrickt. Auch das kleine graue Büseli scheint das äusserst interessant zu finden; glücklicherweise hält sie respektvoll Distanz zu diesem seltsamen Ding, mit dem ich mich so intensiv beschäftige!

So, nun will ich noch ein paar Nadeln stricken, bevor mir die Augen zufallen...

Achtung - frisch gestrickt!

Unter diesem Titel beginnt am 1. September eine Ausstellung im Textilmuseum St. Gallen. So weist die Homepage des Museums auf diese Ausstellung hin:

"Stricken ist im Trend. Objekte aus der Vergangenheit verblüffen durch hochwertige Materialien und handwerkliches Können. Selbstgestrickte Streetwear belebt heute den Alltag. Die Ausstellung nimmt das Stricken in seinen alten und neuen Formen auf und beleuchtet das Thema von allen Seiten."

Die Ausstellung dauert vom 1. September 2010 bis zum 1. Januar 2011.

Sonntag, 8. August 2010

Nachwuchs bei den Satin-Angora-Kaninchen

Nachdem unser Möhrli anfangs Mai fünf Junge zur Welt gebracht hatte, gebar Lilac vor knapp drei Wochen zwei schneeweisse Babies. Dies ist ein ausserordentlich kleiner Wurf, und entsprechend gross sind die beiden Jungtiere. Sie sind seidenweich, ganz zutraulich und einfach herzig! Lustig auch, dass die himi-farbene Mutter (mit schwarzer Nase, Ohren und Läufen) und der schoko-wildfarbene Vater solch reinweisse Kinder bekamen! Anders die Jungen der anthrazitfarbenen Mutter - drei haben die gleiche Farbe wie sie, zwei die Farbe des Vaters. Auch diese Jungtiere sind für ihr Altervon rund drei Monaten eher gross. Nächste Woche werde ich ihnen die Babyhaare scheren, bevor sie verkauft werden - erst die erwachsene Haartracht wird dann gezupft.

Doppel-Himbeere...?

Wir hatten dieses Jahr eine grosse Beerenernte. Auch die Himbeeren wuchsen und wachsen unglaublich reich. Bei der Ernte ist mir etwas aufgefallen, das ich früher nur ganz selten gesehen hatte: Es hatte richtig viele Doppel-Himbeeren! Hier sogar samt Fliege ... aber Spass beiseite: Woran liegt wohl die ungewöhnliche Häufung solcher Doppelfrüchte? Zum Beweis, dass es sich tatsächlich um Zwillings-Himbeeren handelt, noch der doppelte Fruchtzapfen: Hat sonst noch jemand solche Erfahrungen gemacht diesen Sommer? Und hat jemand eine Ahnung, worauf diese Variante (oder ist das schon eine Mutation?) zurückzuführen ist?

Taufe und fast fertiges Kapuzenjäckli

Heute war also der grosse Tag für meinen kleinen Neffen Lukas; er wurde getauft in einem wunderschönen, schlichten, ergreifenden Gottesdienst. Und auch das Jäckli ist rechtzeitig fertig geworden, jedenfalls beinahe... Irgendwie hat sich das Taubheitsgefühl in meinen Händen in den letzten Tagen wieder verschlechtert, sodass ich ziemlich Mühe hatte mit stricken. Das zwang mich zu einem Strickmarathon - letzte Nacht strickte ich bis morgens um vier Uhr. Ich kippte schon fast vom Diwan, also stellte ich den Wecker auf sieben Uhr und legte mich schlafen mit der Absicht, am Morgen dann noch die Knöpfe anzunähen. Aber es war wie verhext: Ausgerechnet in dieser Nacht hatten wir einen Stromausfall! Der Wecker weckte mich nicht und ich schlief selig bis kurz nach acht ... dabei sollte ich doch um halb zehn in Zürich sein ;-) Und die Katzen und Kaninchen musste ich doch auch noch füttern - und die Wäsche abnehmen, die draussen im Regen hing. Ich war schon drauf und dran, halt zuhause zu bleiben, aber dann - nein, das wollte ich doch gar nicht! Also habe ich den Tierli ihr Frühstück im Laufschritt und ohne das übliche morgendliche Ritual mit Streicheleinheiten und Plaudereien verabreicht. Habe mich schnell wie selten in die Kleider gestürzt (ohne zu duschen, eieiei!), Jäckli, Knöpfe und passenden Faden eingepackt und bin losgefahren. So schnell war ich glaub's überhaupt noch nie in Zürich! Ich erreichte die Kirche sogar noch tout juste vor Beginn des Taufgottesdienstes... Schön war's, und auch das Fest danach war stimmungsvoll und gemütlich. Und vor dem Essen bot sich sogar noch Gelegenheit, in einer ruhigen Ecke noch die verflixten Knöpfe anzunähen!Das Kapuzenjäckli habe ich aus 260 gr Ackermann Jeans (100% Baumwolle, 110m/50gr) auf Rundstricknadeln (Body und Kapuze) und Nadelspielen (Ärmel) mit Nadelstärken 3mm und 4mm nach eigenem Entwurf gestrickt - ohne eine einzige Naht!* Dazu kamen fünf einfache Knöpfe aus Olivenholz. Die jungen Eltern haben sich sehr über das Jäckli gefreut, der Täufling äusserte sich nicht eindeutig - aber er wird das Teil sowieso erst im nächsten Frühling tragen können... ;-)

* Die Anleitung dazu werde ich demnächst zur Verfügung stellen.