Samstag, 25. September 2010

Schon ein Jahr...

Heute vor einem Jahr ist meine Mutter gestorben. Eigentlich ist es unvorstellbar, dass seit jenem Tag schon zwölf Monate vergangen sind. 52 Wochen. 365 Tage ohne meine Mutter. Ich weiss noch, wie ihre Stimme klang, sehe noch ihr freundliches Gesicht, ihr liebevolles Lächeln. Und immer noch vermisse ich sie, jeden Tag aufs neue.
Ich war mit meinen Brüdern am frühen Nachmittag auf dem Friedhof verabredet. Es regnete in Strömen, wir standen da, froren. Ich legte die mitgebrachten Blumen dahin, wo ihre Urne im Gemeinschaftsgrab beigesetzt worden war. Irgendwie ist es trostlos, dass dort nichts, aber auch gar nichts an sie erinnert, nicht mal eine kleine Namenstafel. Als hätte es sie nie gegeben.
Wir fuhren dann zu Mamis Ferienhaus und verbrachten einen verregneten Nachmittag in ihrer Datscha. Das Häuschen steht an einem Waldrand, sehr idyllisch gelegen. Natürlich war alles kalt, in den Räumen müffelte es wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Der eine Bruder heizte den Schwedenofen ein, bald knisterte ein Feuer, langsam wurde es warm im Stübli. Wir erzählten, erinnerten uns an sie. Der Kloss im Hals löste sich, bald fanden wir auch allerhand zu schmunzeln und zu lachen.
Ich bin im Moment damit beschäftigt, den schriftlichen Nachlass unserer Mutter zu sichten. Da sind unzählige Briefe, Geschichten, Tagebücher. Ich habe damit begonnen, ihre Notizen in den Computer zu tippen, chronologisch, und hoffe, daraus irgendwann eine schlüssige Lebensgeschichte zusammenzustellen für mich, meine Brüder und unsere Kinder.
Aus Anlass ihres Todestages hatte ich zwei von Mamis Geschichten auf schönes Papier ausgedruckt und meinen Brüdern mitgebracht; auch Mamis Schwestern - meinen Tanten - habe ich diese Geschichten zugeschickt, zusammen mit einem Foto.
Am Abend sind wir noch zusammen Pizza essen gegangen. Es war ein traurig-fröhlicher, guter Tag, und wir haben im Sinn, diesen "Mami-Tag" zu einer Tradition werden zu lassen. Wir sehen einander seit ihrem Tod sowieso viel öfter als jemals zuvor. Ich glaube, unsere Mutter wäre zufrieden mit uns ...