Freitag, 30. Dezember 2011

Bringt 2012 eine Wende?

Ich wünschte mir, dass im kommenden Jahr vieles anders wird - zuversichtlich bin ich jedoch nicht wirklich. Mir scheint im Gegenteil, die Superreichen und (sonstigen) Abzocker werden immer skrupelloser im Bemühen, ihre Schäfchen möglichst unversehrt ins Trockene zu bringen. Auch auf Kosten der schwindenden Mittelschicht und des zunehmenden Prekariats - zahlen tun letztlich immer die Kleinen.

Aber steht's so nicht schon in der Bibel? "Wer hat, dem wird gegeben. Und wer nicht hat, dem wird auch das Wenige noch genommen." Da hilft es dann gar nichts, wenn den Armen dafür das Himmelreich versprochen wird... Aber Macht funktioniert offenbar immer so: Man richtet die Kleinen zugrunde und vertröstet sie auf irgendein Jenseits. Man faselt von ausgleichender Gerechtigkeit, bereichert sich aber schamlos an der Arbeitsleistung jener, die auf bezahlte Arbeit angewiesen sind (und das sind die meisten). Die Leistungen der Sozialversicherungen hingegen werden laufend abgebaut unter dem Vorwand, "der Staat" (oder wer auch immer) müsse sparen. Bei den unverschämten Bezügen der Bosse und Manager wird aber nicht gespart, und Steuervergünstigungen für Reiche sind der Normalfall - eben, zahlen müssen immer die Kleinen!

Mindestlöhne für jene, welche die Drecksarbeit machen? Fehlanzeige! Aber was würde geschehen, wenn z.B. niemand mehr den Müll beseitigen, die (öffentlichen) Klos reinigen, in den Fabriken malochen, in den Krankenhäusern putzen, die Kühe melken oder Getreide, Obst, Gemüse anbauen würde??? Wenn keiner mehr Autos reparieren, Häuser und Strassen bauen oder Möbel schreinern, im Winter Pisten präparieren oder mit dem Schneepflug unterwegs sein, in den Supermärkten die Regale auffüllen, in Selbstbedienungs-Restaurants Geschirr waschen wollte? Die Liste liesse sich unschwer fortsetzen...

Wir alle - auch und gerade die Reichen! - leben u.a. von den Menschen, die sich mit solchen Arbeiten die Hände schmutzig machen (müssen). Also muss unbedingt verhindert werden, dass die aufmucken; man hält sie kurz, gibt ihnen zu verstehen, dass ihre Leistung minderwertig und deshalb schlecht bezahlt sei. Man gibt ihnen gerade genug, dass sie hoffen können, vielleicht doch noch irgendwann auf einen grünen Zweig zu kommen. Aber zu wenig, als dass sie das auch schaffen könnten. Dass es ganz selten einem von ihnen trotzdem gelingt, hält die anderen bei der Stange... Es ist ein fieses System!

Alters-/Invalidenrenten, von denen man anständig leben kann? Nicht doch! Auch die Alten und Kranken muss man knapp halten, damit sie dauernd beschäftigt sind, irgendwie über die Runden zu kommen. Sonst kämen sie womöglich noch auf die Idee, es stehe ihnen mehr zu, und das ginge dann ja zulasten der Besitzenden - wer sonst könnte das denn finanzieren!?!

Strafverfolgung von adligen oder sonstwie "höhergestellten" Betrügern? Nein, die lässt man laufen. Man besorgt ihnen gut bezahlte Posten bei der EU oder irgendwo in den Teppichetagen. Der Beispiele gäbe es viele...

Aber es gibt Menschen, die anders denken, die anders handeln. Es gibt anständige Reiche und Arbeitgeber. Und ja, die Hoffnung stirbt zuletzt! Bewegungen wie die Demonstrationen der Occupy-Leute, aber auch der arabische Frühling und die Aufstände in China, die Absetzung Berlusconis sowie die Niederlagen der SVP bei den kürzlichen Wahlen geben mir eine leise Hoffnung. Es scheint, dass "das Volk" nicht mehr willens ist, sich weiter abzocken und unterbuttern zu lassen.

Möglicherweise ist es jetzt Zeit für einen Wandel. Die Alternative dazu will ich mir gar nicht vorstellen... Da ist mir die Hoffnung lieber!

Sonntag, 25. Dezember 2011

Weihnachten: Jedes Leben ist ein Wunder...

Wir feiern Christi Geburt, alle Jahre wieder. Viele Menschen geben eine Menge Geld aus für Geschenke. Wir schreiben Karten, wünschen frohe Festtage und besuchen einander. Wir denken an Menschen, die uns lieb sind ... und an solche, an die wir während des ganzen Jahres sonst kaum einen Gedanken verschwenden.

Dabei sind wir alle ein Wunder, jede/r einzelne von uns ist das Ergebnis unglaublicher Ereignisse, die in einer kaum fassbaren Präzision ablaufen, sodass wir werden, was wir sind:









In den Menschen, die uns begegnen, das Wunder des Lebens erkennen - das wäre bestimmt auch im Sinn jenes Mannes, dessen Geburt wir dieser Tage feiern!

Es gibt so wunderweisse Nächte,
Drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
Als ob er fromme Hirten brächte
Zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Diamantenstaube
Bestreut, erscheinen Flur und Flut,
Und in die Herzen, traumsgemut,
Steigt ein kapellenloser Glaube,
Der leise seine Wunder tut.
Rainer Maria Rilke

Ich wünsche allen einen frohen, lichterfüllten und liebevollen Weihnachtsabend!

Dienstag, 13. Dezember 2011

Und was, wenn...

... die vereinigte Bundesversammlung morgen Christoph Blocher in den Bundesrat wählte? Zugegeben, das ist ein eher unwahrscheinliches Szenario. Trotzdem reizt es mich, den Gedanken weiterzuspinnen:

Sollte Blocher gewählt werden und in der Folge Annahme der Wahl erklären, müsste die SVP ihn laut selbstverfasster Regel aus der Partei ausschliessen... Irrtum vorbehalten, würden wir wohl alsbald erleben, dass diese Regel für den Herrn Chefstrategen natürlich nicht gilt! Womit dann endgültig klar wäre, dass diese Partei keinerlei Anspruch auf einen zweiten Bundesratsitz hat.

Lehnte er die Wahl ab - was er ja eigentlich müsste (ich bin aber gar nicht sicher, ob er der Versuchung zur Macht zu widerstehen imstande wäre) -, wäre die Bundesversammlung frei, zu wählen, wen immer ihr genehm ist.*

Die Ränkespiele der vergangenen Tage - "Affäre Zuppiger", Nominierung Hansjörg Walter, Oppositions-Drohungen an die Adresse der Fraktionen - sind schlicht dégoûtant. Ich kann dieses wichtigtuerische Gehabe einfach nicht ausstehen!

Das Tüpfli auf dem i sind die heute bekannt gewordenen Lügereien rund um die BaZ! Es ist einfach unerhört, gegenüber Medien, Belegschaft und Bevölkerung so unverfroren zu lügen und gleichzeitig zu meinen, man sei auch nur im geringsten dazu legitimiert, politische Ämter zu bekleiden! Solche Unehrlichkeit kann ich auf keine Art und Weise rechtfertigen oder gutheissen.

Morgen um 07:15 Uhr beginnt im Radio die Berichterstattung zu den Bundesratswahlen. Keine Frage, dass ich am Radio hängen werde, bis wir wieder sieben Bundesrät/innen haben...

Vermutlich wird alles beim alten bleiben; zumindest hoffe ich das! Welcher der beiden SP-Kandidaten den Platz von Micheline Calmy-Rey einnehmen wird, spielt meines Erachtens keine so grosse Rolle; die anderen sollten meiner Meinung nach wiedergewählt werden.

* Hätte z.B. die SP eine/n nicht nominierte/n Bundesrätin/-rat nach der Wahl aus der Partei augeschlossen und danach weiterhin einen zweiten (resp. eben dritten!) Sitz im BR einzufordern gewagt - die SVP hätte gesagt, das sei das Problem der SP, sie hätten doch ihren Sitz! Aber eben, manche messen halt mit zweierlei Ellen...

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Alles im grünen Bereich...

Auf dem Heimweg war es nass und kalt, aber plötzlich stand da ein Regenbogen - war gar nicht so einfach, den während der Fahrt und durch die Windschutzscheibe zu fotografieren, und dann auch noch mit dem Handy ;-)
Die Zeit im Krankenhaus schien überhaupt nicht vergehen zu wollen... Seit vorgestern Nachmittag bin ich endlich wieder zuhause; rechtzeitig vor dem Spitalaustritt traf sogar noch der histologische Befund ein: Alle vier Exzisate sind "ohne Anhaltspunkt auf Malignität" - d.h. sie sind gutartig! Welche Erleichterung!

Die Operation und auch der Heilungsprozess verliefen zunächst gut und problemlos. Aber nach rund vierzig Stunden platzte in der operierten Brust ein Gefäss; das ins Gewebe sickernde Blut verursachte sehr schnell eine erhebliche, äusserst schmerzhafte Schwellung. Nicht einmal Morphiumspritzen vermochten diesen Schmerz zu lindern - ich hatte innert kürzester Zeit das Gefühl, die Brust würde gleich platzen. Die diensthabende Ärztin rief das OP-Team zusammen; in aller Herrgottsfrühe wurde ich durch eine Notoperation von meiner Pein erlöst. Noch nie war ich so dankbar, mich in eine Narkose fallen lassen zu dürfen...

Es wurden weit über 300 ml Blut und Koagel aus der Wundhöhle der vorangegangenen OP und dem umliegenden Gewebe entfernt. Unterdessen schillert meine Brust in allen Farben, auch ist sie noch sehr geschwollen. Und die Folgen von zwei Vollnarkosen innerhalb von zwei Tagen, wollen auch erstmal weggesteckt sein. Aber das wird schon wieder!

Ich bin den umsichtigen Ärztinnen und den engagierten Pflegenden der gynäkologischen Station im Paracelsus-Spital sehr dankbar für die kompetente Behandlung, die liebevolle Pflege und die menschliche Wärme, die sie mir während meines Aufenthalts dort geschenkt haben!
Und dies ist der Ausblick vom Spital Richtung Zürichsee, aufgenommen nach der OP-Besprechung Ende Oktober. In solcher Umgebung muss man ja gesund werden, oder?

P.S.:
Natürlich bin ich nicht selbst gefahren - mein Liebster hat mich vom Krankenhaus abgeholt. Sonst hätte ich doch während der Fahrt gar nicht fotografieren können...

Sonntag, 27. November 2011

Es ist, wie es ist...

Seit einiger Zeit weiss ich, dass in meiner operierten Brust wieder etwas wächst. Leider an einer ganz dummen Stelle, wo man keine Biopsie machen konnte. Also musste ich halt zur Mammografie, auch ein Ultraschall wurde gleich gemacht.

Um es kurz zu machen: Da sind ein Knoten 8x13 mm und ein 4-mm-Knötchen, beide unklarer Beschaffenheit. Also weder eindeutig bösartig, aber auch nicht klar gutartig. Dazu wurde noch ein verkalktes Fibroadenom gefunden - wenigstens das ist sicher gutartig. Nach reiflicher Überlegung und verschiedenen Gesprächen mit meiner Gynäkologin, der Onkologin und meinen Lieben haben wir beschlossen, dass die Dinger rausmüssen! Nachdem mein erster Tumor von extremer Aggressivität war (staging G3), wäre das Risiko, abzuwarten und womöglich etwas zu verschleppen, einfach zu gross.

Morgen werde ich ins Krankenhaus eintreten, übermorgen erfolgt die Operation. Und danach heisst es, auf den histologischen Befund warten. Ich hoffe sehr, dass sich in meiner Brust weder Metastasen noch Rezidive oder eine Neuerkrankung entwickelt haben, sondern einfach nur harmlose Fettklümpchen, entzündete Lymphknoten oder was weiss ich...

Immerhin: Ich hatte zweieinhalb Jahre Ruhe; das ist mehr, als manchen anderen vergönnt ist! Und es besteht berechtigte Hoffnung, dass es sich um gutartige Gewächse handelt. Aber ein wenig flau ist mir jetzt schon...

Cinema for Life

Heute war ich zu einem besonderen Anlass eingeladen: Im Stage One in Zürich-Oerlikon fand zum vierten Mal Cinema for Life statt, eine Veranstaltung von Schweizer Film-, Musik- und Theaterschaffenden für Krebskranke und ihre Angehörigen.
Erika Rusterholz, Gründerin und Präsidentin des Vereins Brustkrebs - Wissen hilft weiter, hat mich auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht. Sie ist eine unglaublich positive Person und hat als eine der ersten Frauen mit Brustkrebs den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt; in ihrem Blog erzählt sie von ihrem Weg mit dieser Krankheit vom Tag der Diagnose bis heute.
Patrick Frey, Mark Sway, Mona Petri, Hanspeter Müller-Drossaart, Birgit Steinegger, Marco Rima, Elisabeth Schnell, Kenneth Huber, Katy Karrenbauer und viele andere sorgten mit ihren Darbietungen für Lacher im Publikum... (Fast) alles, was Rang und Namen hat in der Schweizer Musikbranche, Theater oder Filmschaffen, trat hier mit einem Beitrag zur beginnenden Adventszeit auf - besinnlich, lustig, komisch und schlicht grossartig!
Vera Kaa begeisterte das Publikum mit ihren luftig-leichten und doch tiefgründigen Chansons; Chris & Mike rissen das Publikum mit hinreissendem Piano-Rock von den Stühlen.
All that Jazz auf Schwiizer-Düütsch war eine besondere Delikatesse!
Nik Hartmann und Isabella Schmid führten charmant und witzig durch das Programm. Es waren herrliche Stunden, die Kranken und ihren Angehörigen ein Lachen ins Gesicht zauberten und bestimmt in guter Erinnerung bleiben werden.

Sonntag, 20. November 2011

Herbstliche Impressionen

Wir erleben zur Zeit einen buchstäblich goldenen Herbst; ich bin mir nicht sicher, ob ich so etwas schon einmal erlebt habe - aber diesen Herbst werde ich nicht so schnell vergessen!
Am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, bewegt sich der Nebel bis fast unmittelbar vor unsere Haustür. Er kommt und geht, steigt und sinkt - und manchmal ergeben sich fast mystisch anmutende Stimmungen...
Der Nebel streicht um meinen geliebten Chriesibaum, der alle seine Blätter verloren hat. Seine Äste sind als Silhouette im Nebel erkennbar; hier kurz bevor sich die Sonne endgültig durchsetzt.
Die Rosen im Garten haben bis vor kurzem noch geblüht; jetzt säumt Rauhreif die Blätter und Blüten. Sie werden wohl bald erfrieren...
Der Wildrosenstrauch hat zahllose Hagebutten gebildet. Einen Teil davon werde ich zu Konfitüre verarbeiten, den Rest lasse ich für die Vögel stehen. Mir gefällt vor allem auch der Chriesibaum im Hintergrund...
Auch die Salbeiblätter sind vom Rauhreif umschlossen. Ich werde noch einmal "Müsliblätter" als Apéritif machen (das sind in Bierteig ausgebackene Salbeiblätter) und einen kleinen Vorrat für den Winter einfrieren.
Und am Korkenzieher-Haselstrauch sind die Blüten für den nächsten Frühling bereits ausgebildet ... die Natur sorgt vor, das ist ein tröstlicher Gedanke.

Es gäbe noch so viele Bilder zu zeigen; die Jahreszeit ist zum Fotografieren einfach toll!

Dienstag, 15. November 2011

Wieder mal Gestricktes

In letzter Zeit war ich auch fleissig am Nadeln; schon lange hatte ich meiner Cousine nämlich eine Jacke für die Übergangszeiten versprochen. Sie musste lange darauf warten... Aber nun konnte ich ihr die Jacke endlich schenken, und sie hat sich sehr darüber gefreut!
Die Jacke ist knapp knielang, aus einem dunkelbraunen Garn auf der Maschine gestrickt.
Leider sind die Bilder recht dunkel geworden, weiss der Himmel, warum... Aber vielleicht erkennt ihr das Ajourmuster?
Ich habe ihr die Jacke nach einem eigenen Entwurf auf Mass gestrickt. Dazu habe ich diesen Strickrechner benützt, ein wirklich geniales Programm, das mir schon oft gute Dienste geleistet hat.
Verstrickt habe ich Rapidex von Jakob-Wolle auf der Brother-Strickmaschine 965i.
Zum Geburtstag habe ich dann noch den Pullover Elphaba für sie gestrickt, diesmal von Hand, aus ganz feinem Baby-Alpaca von Indiecita (gut gelagert, aus meinem Wollvorrat).
Die Anleitung habe ich ein klein wenig abgeändert, so habe ich die Musterbordüre am Saum doppelt so lang gestrickt. Meiner Cousine ist gross gewachsen, ihr stehen etwas längere Pullover besser.
Besonders raffiniert finde ich die Raglanlinie, die wirklich perfekt geworden ist. An dieser Nahaufnahme sieht man auch deutlich, dass ich kein wirklich gleichmässiges Strickbild mehr hinkriege mit meinen polyneuropathischen Händen. Aber ich habe noch die Hoffnung, dass sich das Maschenbild nach dem ersten Waschennoch verfeinert...

Donnerstag, 10. November 2011

Eine alte Katzendame...

... wohnt seit ein paar Wochen bei uns! Sie heisst Häxli, ist 19 Jahre alt und hat eine traurige Geschichte hinter sich. Mitte Oktober rief mich unsere Tierärztin an. Ein älteres Ehepaar habe ihr eine 19jährige Katzendame zum Einschläfern gebracht: Die Katze schreie den ganzen Tag, die Nachbarn hätten reklamiert, das gehe leider überhaupt nicht mehr.

Unsere Tierärztin ist eine sehr gewissenhafte, liebenswerte Person. Sie untersuchte die Katze und befand sie, abgesehen von einem gut behandelbaren Nierenleiden, für gesund. Ein gesundes Tier zu euthanasieren widerspricht ihren Prinzipien, und so überlegte sie, wem sie ein so altes Katzenbüsi wohl anvertrauen könnte ... und kam auf uns. Ob wir dem Tierchen nicht noch einen schönen Lebensabend verschaffen könnten? Wenn sie dann wirklich zu laut wäre, könnte man ja immer noch...
Ehrlich gesagt, ich hatte angesichts unserer Katzen-Rasselbande schon Bedenken. Aber unsere Tierärztin hatte uns auch schon manchen Gefallen getan, und so beschlossen wir, es mit Häxli zu probieren.
Ich verliebte mich auf den ersten Blick ins Häxli! Sie war zwar brandmager und ziemlich struppig ("Ein Fell wie ein alter Pelzmantel!", meinte mein Liebster), aber irgendwie rührend. Sie spazierte von selbst ins Transportkörbli und reklamierte kein einziges Mal während der Fahrt.
Nachdem sie sich anfangs schwer tat, sich einzuleben und sichtlich traurig war, fühlt sie sich unterdessen sichtlich wohl. Sie zog sich immer ins Badezimmer zurück; wir haben ihr dort dann ein Nestli eingerichtet (das Badezimmer ist nicht unterkellert und deshalb kalt).
Immer häufiger kommt sie jetzt aber ins Wohnzimmer und legt sich dort auf einen Stuhl oder ans Fenster. Angeblitzt zu werden, mag sie nicht besonders; manchen Fotos sieht man das an ;-)
Sie isst nun auch regelmässig, die tägliche halbe Tablette muss ich ihr allerdings "spicken" - mit Leberpains usw. lässt sie sich absolut nicht überlisten. Das einzige Futter, das sie ohne zu motzen frisst: "M-Budget Hackfleisch gemischt"! Aber nicht etwa aus dem Kühlschrank; ich stelle ihre Futterschale jeweils zehn Minuten in heisses Wasser, bis das Fleisch etwa körperwarm ist... Tja, sie ist halt wirklich eine Prinzessin!
Gestern habe ich sie zum ersten Mal mit nach draussen genommen, als ich im Garten zu tun hatte, und heute wieder.
Zuerst zögerlich, aber zunehmend unternehmungslustiger erkundet sie die Umgebung. Mir scheint, das gefällt ihr!
Wir haben unsere Freude an unserer Pensionärin und hoffen, sie bleibe uns noch ein Weilchen erhalten! Es empört mich, dass man ein Tier einfach einschläfern lassen will, nur weil es alt und gebrechlich geworden ist. Ausserdem hat sie bei uns noch nie "geschrien", höchstens mal höflich Miau! gesagt...

Mittwoch, 3. August 2011

Naturkataströphlein

Heute hat sich bei uns ein Hagelsturm ereignet, wie ich noch nie einen erlebt hatte! Innerhalb von zehn Minuten war unser Kellerabgang mit Hagelkörnern gefüllt, die Arbeit einer Gartensaison vernichtet.
Als ich nach dem Sturm aus dem Haus trat, bot sich mir obiges Bild; einen Meter hoch etwa lagen die Hagelkörner vor der Kellertür. Die mussten natürlich weg, sonst wäre der Keller voller Wasser, wenn sie schmelzen!
Da wartete ein gewaltiges Stück Arbeit auf mich! Da die Schneeschaufeln sich im Keller befinden, behalf ich mir mit der Kehrschaufel.
Endlich war der Abgang frei! Hm, dummerweise liess sich die Kellertüre nicht öffnen. Ob etwas vor die Tür gefallen war? Ich grub mit dem Geissfuss, und als ich die Türe endlich einen Spalt breit öffnen konnte ... wer hat so etwas schon gesehen?
Mir rieselten Hagelkörner entgegen. Langsam schwante mir Übles! Konnte es sein, dass sich im Keller noch mehr Hagelkörner befanden? Es konnte... Mindestens der halbe Keller war knietief voller Hagelkörner! Meine Güte, wenn das schmilzt, kann ich eine Froschzucht aufmachen...
Glücklicherweise kam mir meine Lieblingsnachbarin zu Hilfe; gemeinsam schafften wir die Hagelschlossen nach draussen. Folgendes Bild gibt einen Eindruck von den Eismassen, die wir gemeinsam ins Freie beförderten.
Nach mehreren Stunden harter Arbeit war der Keller wieder sauber, gewissermassen wie neu ;-)
Schlimm sieht auch der Garten aus. Dabei hatte ich heute Morgen noch Zuckerhut-Setzlinge gepflanzt! Alles zerschlagen: Salate, Beeren, Zucchini, Kräuter - schrecklicher Anblick!
Und diese Setzlinge hatte ich "nach dem Regen" noch pflanzen wollen ... so ein Mist!
Das kann ich mir schenken! Zum Glück lässt sich das - mindestens teilweise - ersetzen. Mal sehen, was für Setzlinge ich im August noch pflanzen kann, damit wir im Herbst wenigstens noch das eine oder andere eigene Gemüse ernten können...
Die Blumen in den Kistli bieten ebenfalls ein trauriges Bild. Nun werde ich den Herbstflor dieses Jahr halt etwas früher einpflanzen als üblich und mich an den Herbstblumen freuen!

Immerhin ist bei dem Sturm niemand verletzt worden, das Haus ist unbeschädigt und den Tieren geht es gut. Bedenke ich andere Naturereignisse, so schätze ich mich glücklich, so glimpflich davongekommen zu sein!

Montag, 1. August 2011

Kleines Tuch

Aber natürlich stricke ich noch - was für eine Frage! Allerdings habe ich es oft versäumt, meine Werke zu fotografieren, aber hier ist ein kleines Tuch, das ich für eine Freundin gestrickt habe:
Die Wolle hat Hilde gefärbt, ich finde diese Farbkombination einfach sensationell!
Das zweite Bild trifft die Farben besser; ich weiss auch nicht, weshalb Fotos, die mit der selben Einstellung unter den gleichen Umständen aufgenommen wurden, so unterschiedliche Farbergebnisse zeigen...
Die Anleitung habe ich abgewandelt von hier; oder war es doch eine andere Quelle? Ich weiss es nicht mehr, nur dass ich aufgrund handschriftlicher Notizen gestrickt habe.
Im Moment habe ich wieder so ein kleines Dreiecktuch auf den Nadeln, allerdings in Blautönen, es soll ebenfalls ein Geschenk für eine Freundin werden.

Brockenhaus-Fund

Kürzlich war ich wieder einmal in einem Brockenhaus - mir war einfach danach. Und ich wurde fündig! Ich habe ein Glas gefunden, das ich sehr speziell finde:
LinkEine strickende Lady auf einem Trinkglas! Reklame für "McCallum Silk Hosiery", weitere Vintage Anzeigen finden sich hier, hier und hier.

Das Walliser Landschaf

Faserfeinheit: F4 – F5 (ca. 30 mic); Faserlänge/Stapellänge: > 5 cm in 180 Tagen; Kräuselung: kaum gekräuselt; Glanz: wenig

Verwendbar für: Kleidung, aber heutzutage eher nicht direkt auf der Haut zu tragen (ausser Socken); früher wurde aus der Wolle sogar (Rheuma-)Unterwäsche gefertigt!

Filz-Qualitäten: Filzt sehr gut! Es können zuschneidbare «Stoffe» gefilzt werden für Jacken, Hosen, Taschen, Kissen usw.

Über die Schafe: Das Walliser Landschaf ist ein ausgesprochenes Selbstversorgerschaf: frucht­bar, genügsam und widerstandsfähig mit ausgezeichneter Alpgängigkeit. Die Wolle dieser Schafe findet breite Verwendung zur Herstellung von Kleidern. Daraus gefertigte Strümpfe und Unter­wäsche sind warm und gesund, speziell gegen Gelenk- und Rheumaerkrankungen.

Die «älwen» und schwarzen Oberwalliser Schafe trugen höchstwahrscheinlich zur Entstehung des Berner-Ober­länder Bergschafs, d.h. des Frutigschafs (dem Vorläufer des Elbeschafs) bei. Um 1400 gelangten solche Schafe ins Berner Oberland und ins Saanenland. Die siegreichen Berner brachten Walliser Schafe als Kriegsbeute nach Hause. Schon die ursprünglichen Frutigschafe trugen Hörner. Die Jungtiere des Walliser Landschafes sind gänzlich schwarz. Erst im Laufe des Lebens wird das Vlies heller und bräunlich, im Alter ergrauend.

Das Walliser Landschaf war seit den 1920er Jahren wegen der starken Konkurrenz durch das Weisse Alpenschaf (WAS) im Verschwinden begriffen. Hinzu kamen nach dem Zweiten Weltkrieg grossangelegte Ausmerzaktionen zur Bekämpfung von Tuberkulose und Bang in (kaum je befalle­nen!) Walliser Schafherden. Innert einem Jahrzehnt wurde das Walliser Landschaf so fast voll­ständig ausgerottet. Jedoch hielten einige Liebhaber an dieser alten Rasse fest.

1985 stiess Pro Specie Rara (PSR) im Oberwallis auf einige Schafhalter, die noch mit grösseren Gruppen Tieren des braunen Farbschlags züchteten. PSR konnten einige Tiere aufkaufen und Zuchtgruppen an interessierte Halter abgeben. Heute sind über 1000 Tiere in sämtlichen Regionen der Schweiz anzutreffen (brauner und schwarzer Farbschlag).

Herausragend sind die Muttereigenschaften der Walliser Auen. Die Widder sind aufmerksame Hüter ihrer Herden, gutmütig den Lämmern gegenüber, und sorgen für Ordnung unter den Jung­böcken.

Walliser Landschafe sind ruhige, standorttreue Tiere. Bei entsprechender Zuwendung können sie sehr zutraulich werden. Die Herden werden immer von einer Aue geführt, die weiblichen Tiere fechten die Machtkämpfe unter­einander aus.

Das Walliser Landschaft ist widerstands­fähig und kälteunempfindlich. Es kommt mit sehr rohfaserreichem Futter aus, es ver­schmäht Kraftfutter und «moderne» Mast­wiesen und ist auch für hochgelegene Alp­weiden geeignet.

Eigene Erfahrungen mit der Faser: Die Wolle hatte ich schon vor einiger Zeit gut vorsortiert von einer Züchterin im Zürcher Oberland geschenkt bekommen. Ich habe die Wolle in heisser Seifenlauge gewaschen, ins letzte Spülwasser gab ich einen Schuss Apfelessig. Die gewa­sche­ne Wolle fühlte sich zwar eher hart und widerspenstig an, liess sich aber gut karden und ergab ein erstaunlich weiches Vlies. Versponnen habe ich diese Wolle noch nie, aber früher verfilzt mit aus­­gezeichneten Ergebnissen.

Kontakt-Adressen: Zuchtverein Walliser Landschaf
Präsident: Joseph Rais, Rte. De Burtigny 507, CH-1269 Bassins (info@walliser-landschaf.ch)

Bezugsquellen (Schweiz):
Zürcher Unterland:
Lotti Andres, Hägelen, 5467 Fisibach; Wolle, Fleisch (lotti.andres@gmx.ch)

Mittelland:
Jacqueline Zurkirch, Hauptstrasse 12, 5647 Oberrüti; Wolle, Fleisch (
jacky@rahmenlos.ch)

Westschweiz:
Bernard Lehmann, Sous la Sagne 3, 2722 les Reussilles; Fleisch (beleh@bluewin.ch)

Fotos: © Zuchtverein Walliser Landschaf



Die Faserproben des Walliser Landschafs habe ich unterdessen an die Interessentinnen verschickt. Zwei Proben sind noch übrig geblieben - falls jemand Interesse daran hat (gegen Versandkosten), bitte melden!

Mittwoch, 13. Juli 2011

Vermisst - Bitte um Mithilfe!

Seit über sechs Jahren vermisst eine meiner Freundinnen ihren Sohn Bernd. Sie lebt seither ständig in der Ungewissheit über das Schicksal ihres Sohnes - lebt er noch? Falls ja: Wo ist er? Über polizeiliche Suchaktionen konnte er bisher nicht ausfindig gemacht werden.
Des langen Wechselbads zwischen Hoffnung und Verzweiflung überdrüssig, hat sie sich entschlossen, sich die Möglichkeiten des Internets zunutze zu machen und auf privater Basis eine Vermisstmeldung zu lancieren. Im besten Fall geht diese Suchmeldung um die ganze Welt ... und sie findet ihren Sohn.

Ein Klick auf das Bild in der rechten Seitenleiste bringt euch zur ausführlichen Vermisstmeldung mit dem Link, wohin man allfällige Hinweise schicken kann. Ich bitte alle meine Leser/innen im Namen von Ute um eure Mithilfe - vielen Dank!

Dienstag, 12. Juli 2011

Fasertausch fertiggestellt: Das Engadiner Fuchsschaf

Faserfeinheit: 28 – 32 mic (F3 – F5)

Faserlänge/Stapellänge: 10 – 14 cm

Kräuselung: kaum gekräuselt

Glanz: wenig Glanz

Verwendbar für Jacken, Pullover, Mützen, Socken, Handschuhe; besser nicht direkt auf der Haut zu tragen. Gefilzt für Sitzkissen, Decken, Taschen usw.

Filz-Qualitäten: filzt gut und fast von selbst

Über die Schafe: Die Ostalpen wurden seit dem späten Mittelalter von italienischen Schäfern genutzt, deren Schafe (v.a. Bergamaskertypen) sich mit den angestammten Tieren vermischten, worauf sich auch im Engadin (Kanton Graubünden, Schweiz) ein Schlag entwickelte, der sich besonders an die harten Anforderungen der Berge anpasste: grossrahmige, mischwollige Tiere mit Ramskopf und Hängeohren. Ihre widerstandsfähigen Klauen und die Trittsicherheit im Gebirge wurden speziell hervorgehoben.

Engadiner Fuchsschafe sind asaisonal und weisen unter allen Schweizer Schafrassen die beste Fruchtbarkeitsleistung auf. Im Durchschnitt werden pro Mutterschaf bis drei Lämmer pro Jahr geboren. Robuste und fruchtbare Zuchtauen können in acht Nutzungsjahren beeindruckende Lebensleistungen von bis zu 24 Lämmern erreichen.

Engadiner Fuchsschafe werden heutzutage vor allem wegen ihres hervorragenden Fleisches gehalten; es ist vergleichsweise mager und entspricht damit modernen Ernährungsempfehlungen. Die Wolle wird heute leider hauptsächlich zur Herstellung von Isolationsmaterial verwendet.

Im Rahmen der Rassenerhaltungsprogramme der Stiftung Pro Specie Rara (PSR) wurde das fuchsfarbene Engadiner Schaf, das seiner braunen «Kutte» wegen auch romanisch besch da pader (Pater-Schaf) genannt wird, gefördert; heute gibt es zwei Farbschläge, den ursprünglichen braunen und einen schwarzen. Mittlerweile ist der Bestand auf ein gutes Niveau angewachsen, sodass neben der Erhaltungszucht vermehrt auch eine Leistungsselektion stattfinden kann.

Eigene Erfahrungen mit der Faser: Ich konnte die Wolle direkt vom Zuchtleiter des Schweizerischen Engadinerschaf-Zuchtvereins kaufen– frisch ab Schaf, sauber vorsortiert. Gewaschen habe ich sie in heisser Seifenlauge, danach gespült, bis das Wasser klar blieb; ins letzte Spülwasser gab ich einen Schuss Apfelessig. Die gewaschene Wolle fühlte sich überraschend weich an.

Die langstapelige Wolle liess sich spielend leicht karden; hingegen war das Spinnen und Zwirnen wider Erwarten nicht so einfach, sie liess sich z.B. nur schlecht ausziehen. Die Wolle eignet sich wohl doch besser zum Filzen.

Kontakt-Adressen: Schweizerischer Engadinerschaf-Zuchtverein (SEZ)
Ueli Felix (Präsident), Obere Mörenau, CH-9514 Wuppenau
u.felix@felix-gartenbau.ch

Fotos: © Schweizerischer Engadinerschaf-Zuchtverein