Donnerstag, 4. November 2010

Roma, Roma, Roma...

Wieder zurück aus dem vorwiegend sonnigen Rom, fährt mir die winterliche Stimmung hier schon ein wenig ein... An die Fontana di Trevi habe ich nur schöne Erinnerungen ... vor rund 38 Jahren (!) sah ich diesen Brunnen zum ersten Mal, als ich, gerade mal 17jährig, mit meinen Schatz einfach von zuhause abgehauen bin und kurzerhand den Zug nach Rom bestiegen habe. Damals hatte es noch nicht dermassen viele Touristen (jedenfalls nicht so laute, unverschämte, rücksichtslose), es war richtig romantisch, mit meinem Liebsten auf dem Brunnenrand zu sitzen, zu plaudern ... heute ist das kaum mehr möglich. Das Monument für Vittorio Emmanuele II - meine Güte, was für ein pompöses Bauwerk! Aber für Übertreibungen in mancherlei Hinsicht sind die Italiener unter anderem ja berühmt ;-)Mir ist entfallen, was für Ruinen das sind, aber schön finde ich sie allemal. Weiss jemand etwas darüber?
Diesen Engel habe ich kurzerhand adoptiert und zu meinem temporären Schutzengel erkoren. Welch kraftvolle Haltung, welch entschlossenes Schreiten...!

Natürlich waren da noch allerhand andere Denkmäler, Sehenswürdigkeiten ... umgeben von soviel Kunst, Kultur und Geschichte hätte einer ja trümmlig werden können. Wir waren viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, vor allem aber zu Fuss unterwegs. Das ermüdete mich doch ziemlich, und - hört, hört! - ich brachte es tatsächlich fertig, erholungshalber einfach einen ganzen Tag im Hotel zu bleiben, zu schlafen, zu lesen, zu stricken ...

Das hätte ich früher (d.h. vor meiner Brustkrebserkrankung) nicht fertiggebracht. Nun ja, da ist man in Rom, das muss man doch ausnützen und nicht einen ganzen Tag mit Nichtstun resp. Nichtssehen verplempern... Etwas verwundert, aber doch sehr erfreut stelle ich fest, dass ich lerne, auf meine Bedürfnisse zu achten und gut für mich zu sorgen ;-)

Schön war's, interessant, spannend - und etwas vom Bewegendsten an dieser Reise war die Erfahrung, wie gut es ist und tut, mit meiner Tochter unterwegs zu sein! Sie ist eine begnadete Reisebegleiterin, eine gute Mischung aus Keckheit und Zurückhaltung, Wissbegierde und Unbekümmertheit...Das Tochterkind auf der Spanischen Treppe, wo wir fast eine Stunde in der Sonne sassen, plauderten, Menschen beobachteten und es einfach genossen, miteinander da zu sein, hier und jetzt!

Am letzten Tag kamen wir dann noch an diesem Plakat vorbei - sie haben schon eine spezielle Art von Humor, die Italiener:Und zu guter Letzt noch dies - wäre ja schön, wenn es wahr würde:Schon mein Grossvater schrieb in einem seiner Gedichte: "Die Schönheit ist ein streng' Bedürfnis..."

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Ab nach Rom...

... morgen fliege ich für eine Woche mit meiner Tochter nach Rom! Nachdem ich in den letzten Tagen immer das Gefühl hätte, gar keine Zeit für diese Reise zu haben, freue ich mich jetzt richtig darauf und lasse alles Unerledigte mehr oder weniger unbekümmert zurück. Es wird ja wohl auf mich warten ;-)

Mal sehen, was für Woll- und Bücherläden ich dort finden werde - abgesehen davon, dass die ganze Stadt Geschichte atmet und einem auf Schritt und Tritt Geschichte begegnet! Es ist fünfzehn Jahre her, seit ich zuletzt in Rom war, damals mit meinen beiden Kindern, diesmal mit meiner Tochter allein.

Und zuallererst war ich in Rom mit meinem Liebsten - meine Güte, das ist schon achtunddreissig (38!) Jahre her. Er bleibt diesmal zuhause und schaut zum Haus und zu unseren Tieren. Ist er nicht ein Schatz? Jawoll, ist er!

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Über die Regenbogenbrücke...

... gegangen ist heute die Lady genannte 17jährige Katze unserer Tochter. Sie war, wie so oft schon, bei uns in den Ferien, weil Tochter und Schwiegersohn einen wohlverdienten Urlaub im Ausland verbrachten. Eines sonnigen Tages Mitte September brachte sie eine Maus nach Hause, verspeiste sie und ging wieder nach draussen, wo sie sich auf eine Holzbeige legte und den Sonnenschein genoss. Seither hatte ich (hatten wir) sie nie mehr gesehen. Wir hatten stunden- und tagelang nach ihr gesucht. Vergeblich! Bis heute Morgen.
Nach ihrem Verschwinden hatten wir im ganzen Dorf Flyer mit diesem kurz zuvor aufgenommenen Foto aufgehängt und Inserate in zwei Zeitungen geschaltet. Etliche Anrufe brachten nicht den erhofften Erfolg resp. es stellte sich heraus, dass die gefundene Katze nicht unsere war. Gestern jedoch war eine Frau aus dem Dorf mit ihrer eigenen Katze bei der Tierärztin. Der Zufall wollte es, dass eine andere Frau, ebenfalls aus unserem Dorf, sich gleichzeitig bei derselben Tierärztin einfand mit einer völlig entkräfteten Katze, die sich gleichentags in ihren Keller verirrt hatte.

Frau1 erinnerte sich unserer Flyer und Inserate und sprach Frau2 darauf an, worauf diese ihr erzählte, dass die Katze nicht ihr gehöre, sondern sie diese eben in ihrem Keller gefunden und aufgrund ihres miserablen Zustands sofort zur Tierärztin gebracht habe. Frau2 rief mich also gestern Abend an und erzählte mir die Geschichte; sie war sich ziemlich sicher, dass die Katze, die Frau1 zur Tierärztin gebracht hatte, unsere sei. Ich rief daraufhin Frau1 an, schickte ihr per E-Mail Fotos unserer Lady-Katze, und auch Frau1 meinte, dies sei mit grosser Wahrscheinlichkeit unser vermisstes Büsi. Ich freute mich, hatten wir doch die Hoffnung, Lady wiederzufinden, schon aufgegeben! Wo mochte sie nur gewesen sein? Wir hatten doch immer wieder das ganze Dorf abgesucht und auch in den Wiesen und Wäldern in der Umgebung nach ihr gerufen...

Anruf in der Tierarzt-Praxis, es war schon ausserhalb der Geschäftszeit, aber glücklicherweise nahm jemand ab, gab mir die E-Mail-Adresse, ich schickte wieder die Fotos und: Ja, es sehe so aus, als sei das unsere Lady. Aber sie sei in erbärmlichem Zustand, wir sollten uns keine zu grossen Hoffnungen machen. Um 22:00 Uhr ein weiterer Anruf aus der Praxis, Lady habe ein multiples Organversagen und eine Pankreatitis; es bestehe praktisch keine Hoffnung, dass sie wieder gesund werde. Wir sollten am Morgen in die Praxis kommen.

Wir beschlossen, meine Tochter, die sehr an diesem Tierchen hing, noch nicht zu benachrichtigen. Wir wollten erstens sicher sein, dass es wirklich Lady war, und zweitens wollten wir ihr unnötige Aufregung ersparen, hatte sie sich doch weitgehend damit abgefunden, dass ihre älteste Freundin, die sie seit 17 Jahren begleitet hatte, wohl nicht mehr am Leben sei. Heute Morgen also begaben wir uns zur Tierärztin. Es war tatsächlich unsere Lady, und sie sah wirklich erbarmungswürdig aus, abgemagert, struppig, mit glanzlosem Blick. Immerhin reagierte sie auf unsere Anwesenheit, schmiegte sich in meines Partners Arme und begann sogar leise zu schnurren.

Aber: Ihre Blutwerte seien so miserabel, dass es nicht zu verantworten sei, sie mit künstlicher Ernährung und weiteren Massnahmen zu plagen. Sie habe grosse Schmerzen, habe zwar ein wenig getrunken, aber nichts gefressen und auch nichts ausgeschieden. Mir tat das Herz weh, sie so zu sehen. Und noch mehr schmerzte mich, dass ich nun doch meine Tochter anrufen und ihr sagen musste, was mit ihrer geliebten Katze geschehen war. Sie kam, so schnell sie konnte und brach in Tränen aus, als sie ihre Katze in diesem Zustand sah. Die Tierärztin erklärte ihr, dass es für Lady keine Rettung mehr gebe, dass es auch im allerbesten Fall höchstens noch um eine Lebensverlängerung von zwei bis drei Wochen gehen könne, und dies unter heftigsten Schmerzen. Es sei eine Sache der Fairness, der Katze weiteres Leiden zu ersparen und sie einzuschläfern...

Oh Gott, ich konnte es fast nicht aushalten, meine Tochter so unglücklich und verzweifelt zu sehen! Sie rang mit sich, mit der Tierärztin, hielt ihre todkranke Katze im Arm. Es war so grauenhaft, so schlimm! Schliesslich stimmte sie schweren Herzens zu; Lady starb in ihren Armen. "Du bist das schönste, das beste Büsi, das es je gegeben hat!", flüsterte sie immer wieder und streichelte das Tierchen, so lange, bis dessen Herz nicht mehr schlug.

Es war bestimmt die richtige Entscheidung, aber ...ach, tut das weh! Nur eine Katze? Ja, aber eben diese eine, diese ganz besondere Katze!

Dienstag, 19. Oktober 2010

Talwanderung...

Ohne dass ich es wirklich bemerkt hätte, bin ich in eine Erschöpfungs-Depression gerutscht. Als mich eine meiner Freundinnen vor einiger Zeit besorgt fragte, ob es wohl möglich sein könnte, dass ich eine Depression hätte, lachte ich sie fast aus und fand den blossen Gedanken absurd. Und jetzt ... ist es eben doch so.

Rückblickend betrachtet, fing es mit einer gewissen Antriebslosigkeit an, mit einer Unlust, mit Müdigkeit und gleichzeitiger Schlaflosigkeit. Das Lebensgefühl sank und sank, und irgendwann hatte ich das Gefühl, man könnte mir eine Rakete unter den Stuhl stellen und ich würde mich trotzdem keinen Millimeter bewegen. Zwar machte ich gedanklich allerhand Pläne, wollte dies und jenes machen. Und war dann allein vom Ausdenken all dieser Ideen schon so erschöpft, dass ich einfach auf dem Sofa hockenblieb und den Tag vergehen liess. Abends ärgerte ich mich dann darüber, nichts geschafft, nichts geleistet zu haben.

So ging das Tag für Tag, bis eben meine Freundin besagten Verdacht äusserte. Dabei war ich doch nicht einmal besonders unglücklich, nur eben antriebslos, mutlos, sinnlos. Irgendwann fühlte ich mich so fremd in mir, dass ich etwas unternehmen musste. So will ich bestimmt nicht den Rest meines Lebens verbringen! Abgesehen von verschiedenen Vitamin- und Mineralstoffmängeln (Vitamin B12, D3, Selen, Kalium usw.) trotz gesunder und ausgewogener Ernährung ist mein Hämoglobin zu tief, und auch die Leberwerte sind nicht optimal.

Bevor ich nun aber irgendwelche Psychopharmaka einwerfe, sollen erst mal diese Mangelerscheinungen fundiert abgeklärt und dann entsprechend behandelt werden. Dann sehe ich weiter.

So, jetzt ist es draussen! Ich verstehe nicht wirklich, weshalb ich mich mit solchen Dingen so schwer tue. Vielleicht, weil der Brustkrebs halt eine "richtige" Krankheit ist und eine Depression höchstens auf einen "Dachschaden" schliessen lässt... xp100x Aber ich werde auch dies noch schaffen, brauche einfach etwas mehr Zeit. So schnell gibt meinereine schliesslich nicht auf!

Sonntag, 17. Oktober 2010

Von Glühbirnen und Heizbällen

Was - um Himmels Willen! - ist ein Heizball? Das habe ich mich gefragt, nachdem ich eine E-Mail mit genau dieser Überschrift bekommen hatte. Schon davon gehört? Klüger (und amüsierter!) war ich, nachdem ich den eingefügten Link angeklickt hatte...
Da hatte doch jemand eine gute Idee und das etwas verschrobene Verbot der guten, alten Glühbirnen effizient relativiert ;-) Die Glühbirne ist out, es lebe der Heatball!

Dienstag, 12. Oktober 2010

Wieviele Katzen...

... siehst du auf diesem Bild? Sicher? Zähl nochmal nach... Und da gibt es tatsächlich Fachleute, die behaupten, Katzen seien Einzelschläfer!Und das ist unsere Frühstücksbar für junge Katzen - in Sicherheit vor den älteren Büsis, die auch gerne Hüttenkäse mit Junior-Futter hätten ;-)

Montag, 11. Oktober 2010

Bücher, Bücher...

Übers Wochenende war ich zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder in Frankfurt an der Buchmesse. Das war grossartig - so viele Bücher! Die Reise nach Frankfurt war allerdings überschattet von einem Zwischenfall; zwischen Bad Krozingen und Freiburg ereignete sich ein Personenunfall mit Notarzteinsatz am Gleis (Bahnjargon der Durchsage). Dadurch kam es zu einer Verspätung - ich traf drei Stunden später als vorgesehen auf der Buchmesse ein.

Was mich daran am meisten erschütterte, war die Reaktion vieler Mitreisender: Da wurde lauthals reklamiert und sich beschwert. Niemand verschwendete einen Gedanken daran, dass da ein Mensch aus Lebensüberdruss oder Verzweiflung sein Leben auf schreckliche Weise beendet hat. Ich habe mich wirklich gefragt, was denn ein paar Stunden Verspätung bedeuten können im Vergleich zu einem solchen Ereignis ... Ich musste noch lange darüber nachdenken, wie selbstsüchtig manche Leute sich verhalten können.

In Frankfurt angekommen, begab ich mich zur Messe und zu unserem Stand, wo ich mit meinen lieben Leuten über das Erlebte sprechen konnte. Dann hütete ich eine Zeitlang den Stand, flanierte später durch die Messehallen 3 und 4, wo ich einige Bücher fand, über die ich später noch berichten werde.Es hatte trotz des schönen Wetters sehr viele Leute, die Stimmung war heiter und interessiert. Hier der Durchgang von der Halle 4 zur Halle 3. Eine Kalenderausstellung stiess auf grosses Interesse. Und am Abend zeigte mir meine Freundin, wie zauberhaft der Ausblick vom Parkdeck der Messe Frankfurt sein kann. Was für ein Sonnenuntergang, schon fast ein wenig dramatisch mit den Wolken am abendlichen Himmel...

Freitag, 8. Oktober 2010

Sockenstrickerei

Unterdessen stricke ich natürlich immer mal wieder. Einerseits immer noch am Grossprojekt "Ingrids Jacke", andererseits kleinere Sachen wie Socken und fingerlose Handschuhe (darüber später mehr). Diese Alltagssocken für meinen Schatz sind schon vor einer Weile fertig geworden, ich hatte nur vergessen, sie zu fotografieren. Da mir Stinos zu langweilig zum Stricken sind, habe ich einen seitlichen Zopf eingearbeitet, sodass immer klar ist, welcher Socken an den rechten resp. an den linken Fuss gehört ;-) Hier noch ein Detail des Musters, einfach, aber wirkungsvoll. Verstrickt habe ich eine Sockenwolle von hier auf einem 2,5-mm-Nadelspiel. Und das nächste Paar Socken habe ich auch schon wieder auf den Nadeln: Auch wieder mit einem Seitenzopf, diese Socken sollen demnächst die Füsse eines meiner Brüder wärmen.

Samstag, 25. September 2010

Schon ein Jahr...

Heute vor einem Jahr ist meine Mutter gestorben. Eigentlich ist es unvorstellbar, dass seit jenem Tag schon zwölf Monate vergangen sind. 52 Wochen. 365 Tage ohne meine Mutter. Ich weiss noch, wie ihre Stimme klang, sehe noch ihr freundliches Gesicht, ihr liebevolles Lächeln. Und immer noch vermisse ich sie, jeden Tag aufs neue.
Ich war mit meinen Brüdern am frühen Nachmittag auf dem Friedhof verabredet. Es regnete in Strömen, wir standen da, froren. Ich legte die mitgebrachten Blumen dahin, wo ihre Urne im Gemeinschaftsgrab beigesetzt worden war. Irgendwie ist es trostlos, dass dort nichts, aber auch gar nichts an sie erinnert, nicht mal eine kleine Namenstafel. Als hätte es sie nie gegeben.
Wir fuhren dann zu Mamis Ferienhaus und verbrachten einen verregneten Nachmittag in ihrer Datscha. Das Häuschen steht an einem Waldrand, sehr idyllisch gelegen. Natürlich war alles kalt, in den Räumen müffelte es wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Der eine Bruder heizte den Schwedenofen ein, bald knisterte ein Feuer, langsam wurde es warm im Stübli. Wir erzählten, erinnerten uns an sie. Der Kloss im Hals löste sich, bald fanden wir auch allerhand zu schmunzeln und zu lachen.
Ich bin im Moment damit beschäftigt, den schriftlichen Nachlass unserer Mutter zu sichten. Da sind unzählige Briefe, Geschichten, Tagebücher. Ich habe damit begonnen, ihre Notizen in den Computer zu tippen, chronologisch, und hoffe, daraus irgendwann eine schlüssige Lebensgeschichte zusammenzustellen für mich, meine Brüder und unsere Kinder.
Aus Anlass ihres Todestages hatte ich zwei von Mamis Geschichten auf schönes Papier ausgedruckt und meinen Brüdern mitgebracht; auch Mamis Schwestern - meinen Tanten - habe ich diese Geschichten zugeschickt, zusammen mit einem Foto.
Am Abend sind wir noch zusammen Pizza essen gegangen. Es war ein traurig-fröhlicher, guter Tag, und wir haben im Sinn, diesen "Mami-Tag" zu einer Tradition werden zu lassen. Wir sehen einander seit ihrem Tod sowieso viel öfter als jemals zuvor. Ich glaube, unsere Mutter wäre zufrieden mit uns ...

Donnerstag, 19. August 2010

Erleichtert!

Heute war mein zweiter Nachsorge-Termin nach dem Abschluss aller Therapien, die dem Brustkrebs hoffentlich den Garaus gemacht haben. Ich bin sooo erleichtert: Alles im grünen Bereich, kein Anlass zur Beunruhigung! Nun habe ich wieder drei Monate Ruhe.

Schon vor der ersten Kontroll-Untersuchung im Mai war ich dermassen nervös, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte. Und dieses Mal war es auch nicht viel besser. Hm! Mir scheint, mit Vernunft und Logik allein komme ich diesem Problem nicht bei...

Es ist wirklich eine Herausforderung, mit dem Gefühl leben zu lernen, dass man dem eigenen Körper nicht mehr richtig trauen kann. Es gibt in gewisser Hinsicht einfach keine Sicherheit mehr.

Der Blick in die Zukunft ist manchmal beängstigend, meistens aber hoffnungsvoll. Nach Diagnose, OP und Chemo- sowie Strahlentherapie braucht es einfach Zeit, mit dem neuen Körper(-gefühl), meinem veränderten Aussehen und auch mit einigen revidierten Lebenseinstellungen wirklich vertraut zu werden - und nicht mehr bei fast jedem Wehwehchen gleich an Metastasen oder Rezidive zu denken.

Angst ist eine normale Reaktion auf das Trauma (Brust-)Krebs; darüber reden zu können, ist unerlässlich und hilft mir dabei, meine Befürchtungen auf "Lebensgrösse" zurechtzustutzen ;-) Damit meine ich nicht ein dumbes "das wird schon alles wieder gut!", sondern eine reflektierte Haltung - ich weiss zwar, was geschehen kann, lasse aber nicht zu, dass dieses Wissen mein ganzes Lebensgefühl beherrscht.

Das Leben an sich hat einen anderen Wert gewonnen; ich lerne Dinge zu schätzen, die ich "vorher" für selbstverständlich hielt, und gelange zur Einsicht, dass manches, worüber ich mich total aufregen konnte, den gefühls- und kräftemässigen Aufwand eigentlich nicht wert ist.

Wohl verstanden: Das sind Prozesse, der Weg aus der Angst gelingt nicht von heute auf morgen! Geduldig mit mir selbst zu sein und meine Liebsten um Geduld und Verständnis für die besondere Lebenssituation zu bitten, gehört dazu.

Mittwoch, 18. August 2010

Ingrids Jacke ... nachgestrickt

Ein halbes Jahr ist es her, seit ich mich in eine Jacke verliebte, die ich in Ingrids Blog entdeckt hatte. Flugs lud ich mir die Anleitung von Jeri Riggs (Ravelry-Download) herunter mit der Absicht, das schöne Teil irgendwann einmal auf die Nadeln zu nehmen.

Irgendwie kam die Sprache darauf, dass es doch noch schön wäre, diese Anleitung nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Deutsch anbieten zu können. Ich traute mir das durchaus zu und so anerbot ich mich, die Anleitung zu übersetzen. Um überprüfen zu können, ob die Anleitung auch wirklich "stimmt", sollte ich die Jacke parallel zum Übersetzen gleichzeitig stricken. Und dabei...

... ja, dabei habe ich doch als Spätfolge der Chemotherapie immer noch taube Hände! Betrachtet man die Fotos auf Ingrids Blog, leuchtet es bestimmt ein, dass diese Zopfmuster und gefühllose Fingerspitzen sich nicht unbedingt gut vertragen. Aber - der Herbst naht mit Riesenschritten, und so beschloss ich, es einfach zu wagen; macht ja nichts, wenn es etwas länger dauert!

Und ich muss schon sagen, das ist ein richtig spannendes Projekt! Ich stricke ein Stück, übersetze den entsprechenden Teil der Anleitung, stricke wieder ... es geht eigentlich gar nicht so schlecht, das Stricken macht Freude und die Übersetzung ist ein wenig tricky, vor allem, weil diese Art von Text nicht ganz einfach ins Deutsche zu übertragen ist. Aber ich bin ganz stolz, sowohl auf die Strickerei als auch darauf, dass die deutsche Anleitung wohl doch noch rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit zur Verfügung stehen wird! Ich stricke die Jacke in Schwarz (was sonst!), und das ist leider nicht so toll zu fotografieren. Aber ich hoffe doch, man kann etwas erkennen ;-) Die Jacke wird ja sozusagen "am Stück" gestrickt, von oben nach unten und ohne Nähte. Aber eben - und das ist der Clou daran! - nicht als Raglan, sondern mit eingesetzten resp. eingestrickten Ärmeln. Das obige Bild zeigt die Schulterpartie mit Kragen, Vorderteilen und Rückenteil, bevor seitlich die Maschen für die Ärmel aufgenommen werden. Auf obigem Bild liegen die Maschen für die Ärmel bereits auf Bambusnadeln, ab hier wird das ganze Stück mit einer langen Rundstricknadel in Hin- und Rückreihen gestrickt. Auch das kleine graue Büseli scheint das äusserst interessant zu finden; glücklicherweise hält sie respektvoll Distanz zu diesem seltsamen Ding, mit dem ich mich so intensiv beschäftige!

So, nun will ich noch ein paar Nadeln stricken, bevor mir die Augen zufallen...

Achtung - frisch gestrickt!

Unter diesem Titel beginnt am 1. September eine Ausstellung im Textilmuseum St. Gallen. So weist die Homepage des Museums auf diese Ausstellung hin:

"Stricken ist im Trend. Objekte aus der Vergangenheit verblüffen durch hochwertige Materialien und handwerkliches Können. Selbstgestrickte Streetwear belebt heute den Alltag. Die Ausstellung nimmt das Stricken in seinen alten und neuen Formen auf und beleuchtet das Thema von allen Seiten."

Die Ausstellung dauert vom 1. September 2010 bis zum 1. Januar 2011.

Sonntag, 8. August 2010

Nachwuchs bei den Satin-Angora-Kaninchen

Nachdem unser Möhrli anfangs Mai fünf Junge zur Welt gebracht hatte, gebar Lilac vor knapp drei Wochen zwei schneeweisse Babies. Dies ist ein ausserordentlich kleiner Wurf, und entsprechend gross sind die beiden Jungtiere. Sie sind seidenweich, ganz zutraulich und einfach herzig! Lustig auch, dass die himi-farbene Mutter (mit schwarzer Nase, Ohren und Läufen) und der schoko-wildfarbene Vater solch reinweisse Kinder bekamen! Anders die Jungen der anthrazitfarbenen Mutter - drei haben die gleiche Farbe wie sie, zwei die Farbe des Vaters. Auch diese Jungtiere sind für ihr Altervon rund drei Monaten eher gross. Nächste Woche werde ich ihnen die Babyhaare scheren, bevor sie verkauft werden - erst die erwachsene Haartracht wird dann gezupft.

Doppel-Himbeere...?

Wir hatten dieses Jahr eine grosse Beerenernte. Auch die Himbeeren wuchsen und wachsen unglaublich reich. Bei der Ernte ist mir etwas aufgefallen, das ich früher nur ganz selten gesehen hatte: Es hatte richtig viele Doppel-Himbeeren! Hier sogar samt Fliege ... aber Spass beiseite: Woran liegt wohl die ungewöhnliche Häufung solcher Doppelfrüchte? Zum Beweis, dass es sich tatsächlich um Zwillings-Himbeeren handelt, noch der doppelte Fruchtzapfen: Hat sonst noch jemand solche Erfahrungen gemacht diesen Sommer? Und hat jemand eine Ahnung, worauf diese Variante (oder ist das schon eine Mutation?) zurückzuführen ist?

Taufe und fast fertiges Kapuzenjäckli

Heute war also der grosse Tag für meinen kleinen Neffen Lukas; er wurde getauft in einem wunderschönen, schlichten, ergreifenden Gottesdienst. Und auch das Jäckli ist rechtzeitig fertig geworden, jedenfalls beinahe... Irgendwie hat sich das Taubheitsgefühl in meinen Händen in den letzten Tagen wieder verschlechtert, sodass ich ziemlich Mühe hatte mit stricken. Das zwang mich zu einem Strickmarathon - letzte Nacht strickte ich bis morgens um vier Uhr. Ich kippte schon fast vom Diwan, also stellte ich den Wecker auf sieben Uhr und legte mich schlafen mit der Absicht, am Morgen dann noch die Knöpfe anzunähen. Aber es war wie verhext: Ausgerechnet in dieser Nacht hatten wir einen Stromausfall! Der Wecker weckte mich nicht und ich schlief selig bis kurz nach acht ... dabei sollte ich doch um halb zehn in Zürich sein ;-) Und die Katzen und Kaninchen musste ich doch auch noch füttern - und die Wäsche abnehmen, die draussen im Regen hing. Ich war schon drauf und dran, halt zuhause zu bleiben, aber dann - nein, das wollte ich doch gar nicht! Also habe ich den Tierli ihr Frühstück im Laufschritt und ohne das übliche morgendliche Ritual mit Streicheleinheiten und Plaudereien verabreicht. Habe mich schnell wie selten in die Kleider gestürzt (ohne zu duschen, eieiei!), Jäckli, Knöpfe und passenden Faden eingepackt und bin losgefahren. So schnell war ich glaub's überhaupt noch nie in Zürich! Ich erreichte die Kirche sogar noch tout juste vor Beginn des Taufgottesdienstes... Schön war's, und auch das Fest danach war stimmungsvoll und gemütlich. Und vor dem Essen bot sich sogar noch Gelegenheit, in einer ruhigen Ecke noch die verflixten Knöpfe anzunähen!Das Kapuzenjäckli habe ich aus 260 gr Ackermann Jeans (100% Baumwolle, 110m/50gr) auf Rundstricknadeln (Body und Kapuze) und Nadelspielen (Ärmel) mit Nadelstärken 3mm und 4mm nach eigenem Entwurf gestrickt - ohne eine einzige Naht!* Dazu kamen fünf einfache Knöpfe aus Olivenholz. Die jungen Eltern haben sich sehr über das Jäckli gefreut, der Täufling äusserte sich nicht eindeutig - aber er wird das Teil sowieso erst im nächsten Frühling tragen können... ;-)

* Die Anleitung dazu werde ich demnächst zur Verfügung stellen.

Dienstag, 27. Juli 2010

Kapuzenjäckli für meinen jüngsten Neffen

Im Frühling haben mein jüngster Bruder und seine Frau nach komplizierter Schwangerschaft ein Söhnlein bekommen. Er ist wunderhübsch und ein ausgesprochen zufriedenes und freundliches Baby. Demnächst soll er getauft werden, und ich habe ein Kapuzenjäckli für ihn entworfen. Das Rücken- und die Vorderteile stricke ich bis zu den Ärmeln am Stück, danach teile ich die Arbeit. Die Kapuze werde ich direkt am Halsausschnitt anstricken, die Ärmel in gleicher Weise von den Armausschnitten her. Dann kommt dann ein Reissverschluss; vielleicht stricke ich noch zwei Taschen, auf Wunsch der Eltern aber auf der Innenseite, nicht aussen ... clevere Idee eigentlich! Mal sehen - jetzt hoffe ich, noch rechtzeitig fertig zu werden damit (meine Hände sindleider immer noch gefühllos von der Chemo, aber irgendwie scheint man sich daran zu gewöhnen). Obwohl, passen wird's ihm sowieso frühestens in einem Jahr... ;-)

Merino-Angora-Jacke "Sabine"

Eine an und für sich ganz einfache Jacke habe ich mir gestrickt, aus einem feinen, anthrazitfarbenen Merino-Angora-Garn - ein Traum von Weichheit und angenehm luftiger Wärme! Ich habe von oben nach unten gestrickt, was sehr einfach war. Die Aufnahmen an den Raglanärmeln erfolgten mittels Ajourlöchern mit zwei glatt rechts gestrickten Maschen dazwischen. Das kam mir langweilig vor, deshalb habe ich diese Zwischenmaschen in jeder zweiten Reihe miteinander verkreuzt, was hübsche Minizöpfli ergab. Auch die formenden Abnahmen am Rückenteil sind mit Lochreihen betont. Den Saum und alle Kanten an den Vorderteilen, Ärmeln und am Halsausschnitt musste ich dann aber doch nach eigenen Wünschen ändern, sonst wäre die Jacke durch das weiche Garn doch ein wenig gar "lümpelig" geworden ;-) So ist das Luxus-Teil zum Beispiel bedeutend länger als in der Anleitung beschrieben.Also habe ich rundum Maschen aufgenommen, eine Lochrunde gestrickt, gefolgt von einer Runde linker Maschen. Abgekettet habe ich dann mit doppeltem Faden; so gefällt mir das Leichtgewicht sehr gut. Verstrickt habe ich eine luxuriöse Merino-Angora-Mischung (Nm 15/2) von Filatura Papi Fabio, ein wahres Traumgarn, von dem ich vor Jahren einmal zwei 500-gr-Konen als Restposten gekauft hatte. Ich verwendete ein KnitPicks-Rundstricknadel-Set mit 5-mm-Spitzen aus Acryl; verbraucht habe ich nur gerade knapp 130 Gramm! Auf die Anleitung bin ich bei CocoKnits gestossen. Ich habe im Sinn, nach dieser Anleitung noch andere, abgewandelte Modelle in verschiedenen Garnen zu stricken.

Dienstag, 20. Juli 2010

Sonntagswanderung

Am vergangenen Sonntag war ich mit einer Freundin unterwegs. Wir hatten im Sinn, von der Sattelegg auf den Grossen Aubrig und zurück zu wandern. In der Nacht hatte es geregnet, über den Himmel zogen noch Restwolken, und die Alpwiesen waren überwältigend grün. Die Äste eines mächtigen Ahorns, moosig überwachsen und irgendwie märchenhaft. Und sehr grün! Solange wir auf den ausgeschilderten Wegen wanderten, blieben unsere Füsse trocken. Und wir hatten Zeit, die Landschaft zu bestaunen. Und selbst der Baumstumpf wirkte irgendwie ... grün. Wir gelangten zu einer Alphütte, wo wir uns aus dem Rucksack verpflegten. Die Weide war nach dem nächtlichen Regen geradezu unglaublich grün ;-) Ein Schild bei der Alpwirtschaft pries acht Sorten Yoghurt und frische Butter an. Käse hätten wir wohl gekauft, aber Butter im Rucksack? Yoghurt in der Hosentasche? Genüsslich verspiesen wir unseren Proviant und betrachteten den Aubrig mit Wolkenkappe ... ... und beschlossen dann, die Besteigung "meines" Hausbergs zu verschieben. Immerhin bin ich noch rekonvaleszent und fühlte mich angesichts der Distanz und der zu überwindenden Höhendifferenz leicht überfordert. ;-) Also kraxelten wir "queralpein" und verbanden die Verschnaufpausen damit, Gräser und Blumen zu betrachten und zu werweissen, was das wohl sein könnte (kein Bergthymian!). Auf dem Grat stiessen wir wie erwartet auf den Wanderweg zurück zur Sattelegg.

Nach insgesamt etwa vier Stunden setzten wir uns dankbar wieder ins Auto. Das war meine erste Wanderung nach meiner Krebserkrankung, Chemo- und Strahlentherapie. Fit bin ich ganz offensichtlich noch lange nicht, doch ich bin immerhin auf dem Weg dazu ... Zwar tat mir am Abend jedes noch so kleine Müskelchen weh, aber es war so schön, so herrlich, zu Fuss unterwegs zu sein in dieser wunderbaren Landschaft mit meiner ebenso wunderbaren und geduldigen Freundin!

Gartenfreuden

Viel gibt's zu den folgenden Bildern nicht zu sagen, deshalb einfach nur zum Gucken und Freuen: rote Johannisbeeren ...gelbe Himbeeren (Golden Bliss) ...Zitronenmelisse ...rote Lilie ...schwarze Johannisbeeren (Cassis) ...Himbeeren ...blühender Liebstöckel ...Heidelbeeren ...Beerensegen ...
... und Venus versteckt sich hinter dem Salbei ;-)