Mittwoch, 14. Oktober 2009

Leben und Tod

Nun sind schon bald drei Wochen vergangen, seit meine Mutter gestorben ist. So langsam beginne ich zu glauben, dass sie wirklich fort ist und nie mehr zurückkommen wird. Nächste Woche - am 23., ihrem Geburtstag - wird ihre Urne beigesetzt.

Meine Brüder und ich fanden, es sei geradezu perfekt, an ihrem Geburtstag offiziell von ihr Abschied zu nehmen. So schliesst sich ihr Lebenskreis im Wortsinn.

Inzwischen geht das Leben weiter. Ich gehe zu meiner Chemotherapie und ertrage die Nebenwirkungen. Und wenn ich mich nur einigermassen dazu imstande fühle, helfe ich meinem jüngsten Bruder, Mamis Wohnung zu räumen. Dabei haben wir gestern eine erstaunliche Entdeckung gemacht.

Offenbar hatte meine Mutter in letzter Zeit immer mal wieder Schuhe und Kleider für mich eingekauft; wunderschöne, teure Sachen, die ich mir nie hätte leisten können. Sie hat auch etliche (!) Seidenpullover und -jacken gestrickt, alles in meinen Farben! Sogar ein Zweiteiler ist dabei; alles passt wie angegossen. Ich werde gelegentlich Bilder davon zeigen, im Moment ist es noch zu nah...

Ich trage nun einen dieser schönen handgestrickten Pullover und fühle mich wie vom Himmel her umarmt von meiner Mutter. Das ist wirklich tröstlich!

Aufgrund ihrer liebevollen Fürsorglichkeit über den Tod hinaus frage ich mich nun schon, ob meine Mutter wohl eine Vorahnung hatte, dass sie bald sterben werde. Ich meine - warum hat sie mir diese schönen Sachen nicht zu Lebzeiten gegeben? War es Absicht, dass ich sie erst nach ihrem Tod finde? Oder hätte sie mir diese wertvollen Kleidungsstücke zu Weihnachten schenken wollen? Es kommt mir so rätselhaft vor, und ich verstehe es nicht wirklich. Tatsächlich bin ich ziemlich verwirrt.

Ich versuche, es als Geste der Mutterliebe zu nehmen und will einfach dankbar sein dafür!

13 Kommentare:

Fitz & Fussel hat gesagt…

Liebe Katarina,
es ist eine schwere Zeit für dich, mehr paßt wohl auch auf eine Schulter nicht drauf.
Diese wunderbaren gestrickten Sachen sind ein einmaliges Geschenk an dich, und es ist traurig, daß du die Freude nicht mehr teilen kannst.
Ganz liebe Grüße an Dich, Anni
Ich würde dir gern einmal eine Mail zusenden, oder du mir?

Knitting-twitter hat gesagt…

guten Morgen liebe Katarina,
ich finde es toll was deine Mutter gemacht hat, ein ganz besonderes Geschenk mit sicher viel Liebe, Hoffnung, Wünschen und Gedanken eingestrickt in sämtliche Kreationen... liebe Grüsse Christa

Esther hat gesagt…

Liebe Katarina
Mir scheint es auch, als ob deine Mutter all ihre Wünsche und Hoffnungen für dich in die wertvollen Kleider eingestrickt hätte. Vielleicht alles, was sie nicht ausdrücken konnte.
Ich denke ganz oft an dich
liebe Grüsse
Esther

Cecie hat gesagt…

ich fühle mich wie vom himmel her umarmt von meiner mutter...

ich habe tränen in den augen, so wundervoll finde ich das bei all der trauer und traurigkeit. halte dieses gefühl ganz fest, ich bin mir sehr sicher, dass das einen grossen sinn hat!

mo hat gesagt…

Weißt Du - meine Erfahrung (extern) mit Menschen, denen der Tod bald ins Haus steht, ist die, daß sie es ahnen bis wissen.
Nur nicht darüber reden - Wollen oder dürfen oder sich nicht trauen.

Meine Oma z.B. starb ziemlich plötzlich - nun ja, was heißt plötzlich? Im Spätsommer wurde sie eingewiesen, nachdem sie endlich den Hausarzt gewechselt hatte, man stellte dann "Plasmozytom" fest - damals noch ganz was Besonderes - und sie verstarb in der Uniklinik München im Gipsbett an Lungenentzündung ...nun denn, es war 1964...

Und als wir die Wohnung auflösten, fanden wir unsere liebevoll eingepackten Weihnachtsgeschenke...

Ich verstehe das bei Menschen, die um ihre Diagnose wissen.
Aber ich habe es in meiner beruflichen Zeit sehr oft erlebt, daß Menschen, die ihre Diagniose nicht wußten, trotzdem so gehandelt haben.

Strickfraueli hat gesagt…

hoi katarina

schön von dir zu hören....und trotzdem alles im moment eher traurig ist...freut es mich hat dir deine liebe mama dir noch so schöne sachen gestrickt und dass du so freude daran hast ist doch wunderschön...so bleiben uns doch schöne errinnerungen. Ich hoffe es geht dir in dieser schwierigen zeit doch ein kleines bisschen gut....
ich wünsche dir viel kraft und ich sags nochmal...schön wieder was von dir zu hören...
liebe liebe grüsse ann

Regina hat gesagt…

Liebe Katharina
Wieder mal ganz liebe Grüsse und Gedanken von mir ... es ist einfach nur bewunderswert wie Du mit allem umgehen kannst, dass Dir in letzter Zeit auf Deinem Lebensweg begegnet. Frage Dich so wenig wie möglich warum, sondern geh davon aus, dass alles seine Richtigkeit hat - schlussendlich.
Sei ganz lieb umarmt und trag sorge zu Dir.

Regina

Richi hat gesagt…

warum auch immer deine Mama das gemacht hat - halte die Sachen in Ehren, sie werden dir eine wunderbare Erinnerung sein wann immer du sie trägst.

Sunsy hat gesagt…

Ach Katarina,

die hast aber auch ein Päckel zu tragen...

Genieße die schönen Sachen nun und denke voller Dankbarkeit an deine Mutter.

Gerührte Grüße von Sunsy

Silvia hat gesagt…

Hallo Katharina,

ich finde es für Dich unwahrscheinlich schön, dass Deine Mutter für Dich die ganzen Sachen gekauft bzw. gestrickt hat. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass einige Menschen ihren Tod vorausahnen oder wissen. Meist sind es die Menschen, welche auch bereit sind, ihr Sterben anzunehmen. Halt den Kopf hoch.

LG

Silvia

anjana hat gesagt…

Hallo Katharina,

ich bin durch Zufall auf Deinen Blog gestossen und finde all Deine Kreationen wunderschoen. Ich wuenschte auch ich koennte so schoen stricken. Naja, vielleicht lern ich ja doch irgendwann mal mehr als rechte und linke Maschen....lach.

Das mit Deiner Krankheit tut mir so sehr leid, ich wuensche Dir alles erdenklich Gute fuer Deine Zukunft.

Und Du wohnst in den Bergen in der Schweiz, das ist echt der Hammer. Ich war das letzte Mal im Januar in Zuerich, aber leider nur auf dem Flughafen auf dem Weg nach Konstanz. Meine Schwester lebt dort und wir fliegen alle paar Jahre nach Deutschland um sie zu besuchen. Leider bauen sie in der Naehe von Wiesbaden ein Haus und es war wohl das letzte Mal das wir Konstanz besucht haben. Naja, ich denke mir mal das wir auch in und um Wiesbaden einen schoenen Urlaub verleben werden.

Also liebe Katharina, lass es Dir gutgehen und ich werde auf alle Faelle wieder bei Dir reinschauen.

LG
Anjana aus New York

sarah hat gesagt…

Liebe Katarina

Mein Vater ist vor neun Monaten gestorben, gerade 70, und auch einfach so. Aber ich habe noch immer nicht so richtig begriffen, dass er für immer weg ist. Ich kann dir sehr gut nachfühlen, auch wenn zwei Menschen nie genau gleich trauern. Ich wünsche dir alles Gute, viel Licht und Kraft in deiner Trauer, und viel Energie gegen deine Krankheit.

Liebe Grüsse, sarah.

Frau Nähfreundins Tagebuch hat gesagt…

Ich wünsche Dir viel Kraft.
Trauer braucht Zeit...
Traurige Grüße von Susan